Anita Voigt

A. Quecke zur Ausstellung «Landschaften bei Gerstäcker»

Schweden; die Tage um den 21. Juni; Mittsommer; Wärme und Licht, an den Wänden hinter unseren Rücken; kein Dezemberregen, keine Tristesse, kein vorweihnachtliches Durcheinander.

Statt dessen sanfte, schier unendlich sich windende lichtdurchflutete Flußauen;
auf taunassen Gräsern und Moosen ein Funkeln; auf Baumstämmen gleißendes weißes Licht; in den Baumkronen ein Glitzern;
Stille; und doch: ein leises Säuseln.
Sanfter Wind läßt sachte die Blätter tanzen.

Der Fluß im geruhsamen und stetigen Dahingleiten;
Flußwindung für Flußwindung, Bogen für Bogen.
Keine Stromschnellen, kein Gefälle, kein Getöse,
dafür ein in der Ebene gleichförmiges ruhiges Fließen.
Ein bedächtiges Umspülen von Steinen und Ästen.
Da ein sich leicht in der Strömung wiegendes Holz,
anderswo Gräser gekämmt und gescheitelt.
Helle Sandbänke von Flechten überwachsen,
vereinzelt kleine reine Kieselsteine auf dem doch sonst so erdigen dunklen Grund.

Sanftes Himmelsblau vermengt sich mit dem
Grün-Braun des Wassers im Spiegelbild.
Es schillert und funkelt.
Klar und deutlich ziehen die Wolken, nur ab und an,
in kleinen verspielten Wellen,
kurzes Stolpern über einen in ihren Weg gelegten Stein;
doch schließlich wieder - das in sich ruhende Wolkenband - dem gewohnten Nacheinander in der Weite folgend.

Uferauswaschungen lassen entblößte Baumwurzeln wie geheimnisvolle Labyrinthe erscheinen, - Schilf wiegt sich im Winde, - davor glitschig grün, wie an einer Perlenkette aufgereiht, große dunkle Steine und dazwischen ein Tohuwabohu - des im ruhigen Dahingleiten gestörten Wassers.

In der Ferne verschmilzt das Blau des Himmels mit dem leuchtenden Grün der Flußauen.
Weite - unendliche Weite - eine scheinbare Endlosigkeit der sanften unberührten Landschaft.
Und Sonne. Hoch am Himmel, grell orangegelb und gleißend.
Das Gegenlicht, keine Konturen mehr zulassend, nur Licht, nur hell, nur gelb.

Die Weite der Landschaft, das Licht des Mittsommers und eine Stille,
welche das Sein und das Tun scheinbar grundsätzlich verbietet.
Jeder mit Stift geführte Strich auf Papier wird gefühlt
zum Quietschen von Kreide auf einer Tafel,
jede eigene Regung wird zur störenden Erschütterung der Beschaulichkeit.

Allein, still und bewegungslos sitzend, an einem Baum gelehnt, demutsvoll und ergebend,
die Bilder und Empfindungen in sich sammelnd,
die innere Glückseligkeit bewußt wahrnehmend
und all das - einige Schritte weiter in die Werkstatt tragend.
Dort die Sinneswahrnehmungen und Gemütsregungen auseinander flechten,
von einander trennen, ordnen
und neu komponiert aufs Blatt Papier bringen.

Tusche und Acryl an den Wänden hinter unseren Rücken.

Das Leben ein Fließen, und doch selbst im Fluß oft für Momente stehend.
Aber dennoch immer im Fluß.

Lassen Sie sich nun im Fließen von Bild zu Bild tragen, von Landschaft zu Landschaft - und nehmen sie sich Zeit und Muße - beim Betrachten der Arbeiten.

Vielen Dank

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